TrashWalk No 3 - Durchs Glasscherbenviertel nach Kirchseeon


Nettelkofen, die kleine Nachbargemeinde zu Grafing (1978 aber eingemeindet), ist ein selbstbewußter, stolzer Ort und für zwei Dinge berühmt:  erstens für seine Feuerwehr, die bereits seit 1896 besteht (Man beachte bitte den sehr kreativ ausgewählen Bildhintergrund auf der Webseite der FFW Nettelkofen). Und zweitens für sein legendäres Weinfest, das von selbiger FFW ausgerichtet wird. Das Nettelkofener Weinfest findet traditionell jedes Jahr am ersten Freitag im Juli statt (am 3.7.2020 ist es hoffentlich wieder soweit). Dieses Fest versetzt die paar Häuser zwischen Grafing und Grafing Bahnhof buchstäblich in einen Ausnahmezustand, wie sogar die Webseite "MünchnerSingles.de" zu berichten weiß. Und dass so eine Megafestivität nicht ohne Müll auskommt, davon wird später noch zu berichten sein.


Zunächst aber starten drei wackere Wandersleute und Müllsammler zum dritten Grafinger TrashWalk auf dem Grafinger Marktplatz - am 15. März, pünklich um 10 Uhr. Gestärkt mit einem Espresso vom Kreitmaier und selbstverständlich nachdem wir unserer Bürgerpflicht nachgekommen waren und bei den Kommunalwahlen unsere Kreuzchen gemacht haben.

Die erste wichtige Aktion beim TrashWalk: Präsentation der Waffen!


Bisher war meine 1,50-Euro-Hagebaumarkt-Billig-Grillzange ungeschlagen und hatte sich gegenüber der professionellen, ergogerechten, rückenschohnenden Greifzange aus dem Physiostudio als robuster Underdog durchgesetzt (die Super-Ergo-Zange gab im Februar bereits nach 7 Kilometern den Geist auf: Materialschwäche). Dieses Mal waren meine Mit-Walker aber hochgerüstet erschienen: Wieder setzte man auf die medizinisch empfohlene Ergo-Zange - dieses Mal mit verstärkter Schraubung. Zusätzlich am Start war aber auch ein echtes Luxusmodell: der Gardena Greifer !
"Der Gardena Greifer ermöglicht ein einfaches, komfortables Greifen ohne lästiges Bücken und der mit dem Pickspieß aus nichtrostendem Stahl aufgepickte Unrat kann per Druckknopf einfach abgestreift werden. Der Greifer hat zugleich eine Greif- und Pickfunktion und vermeidet so einen umständlichen Gerätewechsel. Praktisch ist auch die Metalleinlage im oberen Greifarm, die zum Wegkratzen, zum Beispiel von festklebenden Blättern, verwendet werden kann. Mit seinem dreh- und feststellbaren Handgriff ist der Greifer für alle Situationen universell einsetzbar."
Im Baumarkt und Gartenhandel erhältlich für schlappe 28,99 Euro (was die Leute von Gardena anscheinend noch nicht wissen, ist, dass sich der Gardena Greifer hervorragend als Selfie-Stick eignet. Eine Zusatzfunktion, die noch gar nicht beworben wurde - und die im Selfi-Stern-TestReport 2020 noch gar nicht erwähnt wurde - und die den horenden Preis dann voll rechtfertigt).

Besser ausgerüstet kann man also nicht losmarschieren und so viel Greifkraft schreckt auch einen Feuerwerksköper nicht, der seit Silvester 2019/20 im Gebüsch auf uns gewartet hatte.


Jetzt aber mal zur Strecke: 

Die Wegstrecke: 19 Kilometer (Rekord!)
Die Route: Grafing - Nettelkofen - Grafing Bahnhof Geleise - Kirchseeon - Ebersberger Forst - Vorderegglburg - Hörmannsdorf (bei Ebersberg) - Seeschneid - Grafing
Die Zeit: 10 Uhr bis 17.00 Uhr. Reine Gehzeit: 6 h. Also mit einem Päuschen
Der eingesammelte Müll: 4 Säcke mit 9 Kilo (absoluter Rekord!)


Ja, ich will gleich mal den absoluten Rekord von neun Kilo Müll hervorheben. Der hat erheblich was zu tun mit dem oben erwähnten Nettelkofen, oder wie wir es jetzt nennen: mit dem Glasscherbenviertel von Grafing.
Denn was findet sich schon kurz hinter Grafing auf dem Weg nach Nettelkofen?


Und was findet sich in Nettelkofen?


Und unser Mihi hat nicht nur ein Weinglas rausgeholt, sondern bestimmt sechs oder sieben. Damit hätte man schon fast ein kleines Fest veranstalten können! Kein Wunder also, dass die Säcke schon gleich zu Beginn ziemlich schwer wurden und ein Zwischenlager gefunden werden musste.


Ich bin froh, dass in diesem Moment kein anderer Mensch vorbei kam - es sah schon verdächtig aus, dass da wer einen fetten Müllsack hinter ein Kruzefix legt. Aber Wolfi, unser Müllfahrer, hat das Ganze dann bald danach mit dem Auto abgeholt (keine Sorge, heute ist alles sicher entsorgt An der Schafweide).

Wir wandern also weiter von Nettelkofen richtung Kirchseeon und am Bahngleis entlang gibt es noch so einige Schätzchen ... obwohl es dort im Vergleich zu Nettelkofen verhältnismäßig sauber war.


In Kirchseeon vestecken wir dann für unseren Müllfahrer noch einen weiteren Sack am Wegesrand:


Und dann gibt es für uns die wohlverdiente Pause - mit Eisbecher:


Zurück geht es dann durch den idyllischen Ebersberger Forst richtung Egglburger See:




Und erfreulicherweise ist es dort seeeehr sauber. Für maches Kind, das mit Papi und Mami uns entgegen kommt, ist es da schon befremdlich, warum hier drei Leute mit Müllsack, Grillzange und Gardena Greifer durch den Wald stapfen.


Wir halten uns im Forst leicht links und kommen nach Forstseeon - da wo man (vielmehr ich) noch nie gewesen ist:


Um festzustellen, wie wunderbar doch die Gegend rund um Grafing ist ... man sollte viel öfter hier rumlaufen:


Aber wir sind ja nicht - nur - zum Spaß unterwegs. Sondern nehmen ja - neben den herrlichen Eindrücken - auch sonst noch einiges mit. Die Highlights? An erster Stelle steht ganz klar unser gruseligster Fund: eine Hose. Und nicht irgendeine Hose. Eine Hose, die schon halb vergraben in einem Feld steckte. Gar nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten wir tiefer gebuddelt.

An zweiter Stelle steht ein Teppich. Keine Ahnung, wie der ins Nirgendwo zwischen Forstseeon und Vorderegglburg geraten war. Und an dritter Stelle? Na mindestens fünf Kilo Gläser vom Nettelkofener Weinfest und jede Menge Bierflaschen ... vom Wildbräu.

Nach 19 (!!!!) Kilometern waren die Füße platt (puh) und die Säcke voll. Großartige 9 Kilo sind rausgeräumt aus Feld, Wegen und Wiesen rund um Grafing. Hier der Beweis:


Fetter Dank wieder an meine Mit-Walker: Ihr seid super! Und auch, wenn das Müllsammeln nur eine symbolische Geste ist, so ist es doch immer wieder ein guter Erinnerer, dass man sorgsam mit unserer Natur und Umwelt umgehen soll. Also nicht vergessen. Weniger Verpackung einkaufen. Und schon gar keinen Müll achtlos wegwerfen.

Und für den Moment - in dem wir jetzt gerade in der Corona-Krise alle brav zuhause sind - sind diese Bilder eine schöne Erinnerung und ein Ausblick auf - hoffentlich bald - wieder gute Zeiten, wenn wir wieder gemeinsam uns treffen dürfen und rausgehen dürfen. Zum nächsten TrashWalk (geplant am  19. April). Dann gehts nach Assling. Bis bald.


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